Interview: Fabian Federsel

Hallo Fabi, du bist mittlerweile seit 5 Monaten Trainer der 1. Mannschaft. Dazu erst einmal herzlichen Glückwunsch. Da du bereits davor viele Jahre im Jugendbereich des TSV als Trainer erfolgreich tätig warst, konntest du dich dann schnell auf die neue Mannschaft einstellen oder gab es da am Anfang Schwierigkeiten für dich?

Servus und vielen Dank für die Einladung zum Interview.

Natürlich hat es geholfen, dass ich nahezu alle Spieler bereits seit Jahren kenne und es ist für mich etwas ganz Besonderes, dass unsere Jugendspieler, die mich seit meinen Traineranfängen in der D Jugend begleiten, jetzt auch beim Eintritt in den Herrenbereich dabei sind. Zudem durfte ich mich glücklich schätzen, auch einige Neuzugänge und Rückkehrer in Kastl begrüßen zu können. Ich habe auch als Jugendtrainer das Geschehen in der Herrenmannschaft stets mit großem Interesse verfolgt und mir im Vorfeld auch Gedanken zu Spielern, Formationen, usw. gemacht. Die größte Herausforderung zu Beginn war, mit Sicherheit aus diesem neu formierten Kader eine Einheit zu bilden und möglichst schnell der Mannschaft eine Spielidee zu vermitteln. Schwierig war die kurze Übergangszeit zwischen Jugend- und Herrensaison, wodurch es keine Zeit zum Ausruhen gab. Auch die anstehende Urlaubszeit in den Sommermonaten erschwerte die Situation, da viele Spieler unterwegs waren und es somit schwer war einen Rhythmus zu finden. Jede Herausforderung entspricht aber zugleich einer Möglichkeit. Und ich denke, wir haben es in dieser Zeit geschafft, gemeinsam an der Aufgabe zu wachsen.

Nach dem klaren Abstieg aus der Kreisklasse letzte Saison konnte man merken, dass die Motivation und der Spaß am Fußball bei Vielen aus der Mannschaft verloren ging, weshalb man auch paar Abgänge zu beklagen hatte. Und trotzdem hat man es geschafft 5 neue Spieler von anderen Vereinen zu verpflichten, sowie 4 Spieler aus der Jugend zu übernehmen, wodurch man unter anderem auch wieder eine 2. Mannschaft anmelden konnte. Woran liegt es, dass man nach einer so enttäuschenden Saison wieder so viele Spieler für den Fußball beim TSV begeistern konnte?

Auch wenn Fußball „nur“ unser Hobby ist, denke ich, dass alle ehrgeizig bei der Sache sind. Niemand verliert gerne. Es war selbstverständlich für viele eine schwierige Situation, in der der sportliche Erfolg ausblieb und auch das soziale Umfeld eines jeden durch die Coronapandemie stark gelitten hat. Nichtsdestotrotz haben wir uns bereits im Winter vor einem Jahr im Verein das Ziel gesetzt, mit noch mehr Einsatz und größerem Angebot, vor allem auch jungen Menschen im Verein eine gute Perspektive zu bieten. Konkret beinhaltete dieser Ansatz in der Sparte Fußball unter anderem den aktiven Spielbetrieb zweier Herrenmannschaften mit möglichst großem sportlichen Erfolg. Wir haben uns im Team frühzeitig Gedanken über die Kaderzusammenstellung und Verfügbarkeit von Spielern gemacht und die Möglichkeiten einer Spielgemeinschaft für die 2. Herrenmannschaft ausgelotet. Viele Einzelgespräche und eine klare Vision des Vereins waren mit Sicherheit ein Pluspunkt.

An dieser Stelle gilt mein Dank in erster Linie Bernd Gabriel (Trainer 2. Mannschaft/SG mit SpVgg Neustadt/Kulm) und Kevin Fralix (Spartenleiter), die von Anfang an mit hohem Engagement dazu beitrugen, dass wir diese Grundlage im Fußballbereich schaffen konnten.

Nach mittlerweile 16 Spielen konnte man bereits 39 Punkte sammeln und kann nun auf dem 2. Platz überwintern. Wie würdest du die bereits vergangene Saison bewerten? Gab es bereits Zweifel nach den ersten vier Spieltagen, als man mit nur 5 Punkten und 9:6 Toren dastand, ob du dich nicht mit der neuen Aufgabe übernommen hast?

Nach einem halben Jahr und einigen Tagen Auszeit, fällt mein Fazit durchweg positiv aus. Wir haben einen sehr guten Schnitt bei der Trainingsbeteiligung, eine gute Stimmung in der Mannschaft, haben es geschafft Hindernisse zu umgehen, Rückschläge wegzustecken und ich denke auch, dass wir uns sportlich stets weiterentwickeln. Der Start in die Saison ist uns mit der mageren Punktausbeute in den ersten Spielen alles andere als geglückt. Nach der Niederlage am 4. Spieltag in Erbendorf habe ich nach dem Spiel mehrfach zu mir selbst gesagt: „Das reicht nicht.“ Aber zweifeln oder sogar aufgeben war für mich noch nie eine Option. Wenn etwas nicht so läuft, wie man es gerne hätte, muss man eben etwas dagegen tun. Für uns hieß es, als Mannschaft zusammenzurücken, trainieren, noch mehr Einsatz und Leidenschaft zu zeigen. Ich war schon immer der Überzeugung, dass sich das Engagement, das man an den Tag legt, früher oder später auszahlen wird. Im Fußball dauert es nun mal oft ein bisschen, bis man dies in Ergebnissen sieht.

Als nun 2. Platz der A-Klasse hat man nur 14 Gegentore zugelassen, zeigte sich aber im Vergleich zur restlichen Spitze (Durchschnitt 52 Tore) eher sparsam vor dem gegnerischen Tor (38 Tore). Wie kannst du dir diese Anomalie erklären? Kann man die eigene Offensive als „ergebnisorientiert“ bezeichnen oder hat man einfach nur Pech vor dem Tor?

Prinzipiell bedeutet ein 1:0 Erfolg natürlich genauso viele Punkte wie ein höheres Ergebnis. Dennoch wäre ich durchaus froh gewesen, wenn wir das ein oder andere Spiel früher entschieden hätten.

Was mir immer wichtig ist, ist, dass sowohl zur Defensive als auch zur Offensive alle elf Spieler auf dem Platz zählen.

Das Verteidigen beginnt vorne im Sturm und die Jungs haben vor allem in den Spielen gegen spielstarke Mannschaften läuferisch einen klasse Job gemacht und einen genauso großen Anteil daran, dass wir seit August kein Gegentor aus dem Spiel heraus kassiert haben wie die Defensivspieler und Torhüter.

Vor dem gegnerischen Tor fehlt uns noch etwas der Killerinstinkt, um uns für die teils sehr gut heraus gespielten Chancen adäquat zu belohnen.

Aber auch das ist etwas, woran man arbeiten kann.

Was sind die Ziele für die Rückrunde? Kann man mit einem Wiederaufstieg in die Kreisklasse durch eine Relegation rechnen oder kann man sogar von einer Meisterschaft und den damit verbundenen Direktaufstieg träumen?

Das Wichtigste wird für uns sein, die Grundlage, die wir uns im letzten Halbjahr erarbeitet haben, weiter zu festigen und darauf aufzubauen.

Fußball beim TSV ist so viel mehr als nur das blanke Ergebnis.

Aber natürlich möchten wir gleichzeitig möglichst erfolgreich sein. Dies gelingt nur, wenn man sich immer auf die nächste Aufgabe konzentriert. Wir spielen in einer gut besetzten A-Klasse, in der wir auch schon selbst erfahren haben, dass kein Spiel leicht wird und jeder jeden schlagen kann.

Klar wäre es schön um Ende ganz oben zu stehen, aber wie heißt es so schön: Nicht am Ziel wird der Mensch groß, sondern auf dem Weg dorthin.

Was ich unseren zahlreichen Unterstützern und Zuschauern versprechen kann ist, dass wir immer Vollgas geben werden!

Vielen Dank für das Interview und noch viel Erfolg für die restliche Saison.

Das Interview wurde geführt von Lukas Kastner